Brennpunktthema Kind


Kinder sind zum Brennpunktthema geworden: Bildungsdebatte, Betreuungsplätze, Förderer für alles und jedes, Therapeuten, Erziehungsratgeber, wissenschaftliche Studien, Pharmakonzerne, Medien, Werbeagenturen, Spielzeugindustrie.... alle scheinen sich mit grossem Einsatz um das Wohl unserer Kinder zu kümmern.

Geht es dabei wirklich um die Kinder, ihr Kindsein, ihre Kindheit? Geht es nicht vielmehr um die Vorstellungen Erwachsener, wie die Kinder sein und was sie einmal werden und leisten sollen?

Fast aller gemeinsames Anliegen ist es doch, aus den Kindern etwas immer noch Besseres zu machen. Der Machbarkeitswahn ergreift die Kindheit: Kinder als gesellschaftliche Ressource, als Rohstoff, den es so früh wie möglich zu “bilden” und systemkompatibel zu formen gilt. Kindsein wird durch solches Denken zu einem Mangelzustand, einem “Noch-nicht” und Kindheit zur funktionalen Vorbereitung auf das spätere Leben als erwerbstätiges, Steuern- und Rentenzahlendes und reichlich konsumierendes Rädchen im Getriebe. Damit unterstellt es den Kindern unausgesprochen, dass sie von sich aus, aus eigener Motivation nichts lernen und werden würden. Oder fürchtet man, dass sie ganz anderes lernen und etwas werden würden, was den eigenen Interessen zuwiderläuft?

Kinder als Fässer, die gefüllt werden wollen? Schneiden sie als Schüler bei Pisa wirklich wegen mangelnder Füllung schlecht ab? Oder sind Kinder doch Feuer, die entzündet werden wollen und bei Pisa versagen, weil man sie wie Fässer gefüllt und damit ihre Glut gelöscht hat?

Diese Grundfragen fehlen seltsamerweise fast immer beim Brennpunktthema Kind. WER IST das Kind? WAS TRÄGT ES IN SICH? WAS WILL ES AUS SICH HERAUS WERDEN in dieser Welt und für diese Welt?